Zur Vorbereitung auf einen Online-Vortrag im Rahmen der Konferenz „Zukunft-Basisbildung“ habe ich zum Thema „Crowdfunding im Bildungsbereich“ recherchiert und ein paar Beispiele zusammengetragen und möchte diese hier als kleine Anregung zur Diskussion stellen:
L3T – Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Das L3T ist ein „Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien und steht unter http://l3t.eu via Open-Access mit insgesamt 48 Kapiteln zum freien Download seit 1.2.2011 zur Verfügung.“ Das Ziel, das Lehrbuch frei zur Verfügung zu stellen, wurde mittels Crowdfunding realisiert. Die Masterprojektarbeit von Julia Kaltenbeck „Crowdfunding und Social Payments im Anwendungskontext von Open Educational Resources“ widmet sich neben den Crowdfunding-Grundlagen auch speziell diesem Projekt und thematisiert unter anderem auch die Vor- und Nachteile, ein solches Projekt über Crowdfunding zu finanzieren.
Crowdfunding-Webinar und Crowdfunding-Seminar
Ende 2010 haben ikosom-Kollege David Röthler und ich über die Vorteile von Webinaren diskutiert und darüber nachgedacht, ob man solche Online-Formate auch mittels Crowdfunding finanzieren könnte. Ein paar E-Mails und Google Docs später hatten wir unser erstes Crowdfunding-Projekt online, das Webinar: Crowdfunding im Kultur- und Sozialbereich. Als Hauptprämie gab es den Teilnahme-Link zum Webinar, das Projekt wurde erfolgreich durchgeführt. Ein halbes Jahr später wollte ich noch einen Schritt weiter gehen und habe das Seminar „Crowdfunding für Filmemacher“ in Berlin gemeinsam mit der „Crowd“ organisiert und finanziert.
museum in motion
Spannend fand ich auch das Projekt museum in motion von Ivana Scharf, bei dem es darum ging Schülern den Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. „In diesem Pilotprojekt wird mit Schülern und Kunstvermittlern ein mobiles Atelier entwickelt, das in die Schule kommt. Hier können sich Jugendliche mit künstlerischen Mitteln einer künftigen Ausstellung nähern. Dabei ist alles offen: Themen, Material und Form. So erleben die Schüler ihr eigenes Kunstverständnis.“, heißt es in der Projektbeschreibung. Ihre Erfahrungen und Eindrücke hat Ivana Scharf unter anderem in der Präsentation „Wie macht man ein Museum mobil? Crowdfunding für kulturelle Bildung“ festgehalten.
Stipendia – Das Stipendien-Netzwerk
Auf der Schweizer Plattform 100-days.net findet man aktuell das Projekt „Stipendia„. Das Projekt steht bei knapp 87% der Zielsumme und läuft noch 3 Tage. Die Idee dahinter: „Stipendia soll eine internationale Stipendiendatenbank werden. Mit ihr könntest du beispielsweise schnell und einfach nach Mitteln für einen Auslandsaufenthalt in Spanien oder einen Kostenzuschuss für deinen Englisch-Sprachkurs suchen.“
DS106 – The Open Online Community of Digital Storytellers
Natürlich finden sich auch auf internationalen Plattformen spannende Projekte. Ein Beispiel dafür ist „DS106 – The Open Online Community of Digital Storytellers„, ein Projekt von Jim Groom, director of the Division of Teaching and Learning Technologies an der Universität Mary Washington. Über kickstarter sammelte er mehr als $ 12.000 für sein digital storytelling Projekt im Rahmen einer Lehrveranstaltung ein.
Weitere Beispiele finden sich in meiner Präsentation, die ihr gemeinsam mit der Aufzeichnung hier findet: Mein Online-Vortrag zu Crowdfunding im Bildungsbereich [PRÄSENTATION]
Crowdfunding in der Bildung – welche Vorteile ergeben sich?
Wie man sieht, finden sich auch in diesem Bereich bereits vorzeigbare Projekte. In meinem Vortrag habe ich versucht, einige der Möglichkeiten und Vorteile für im Bildungsbereich Tätige herauszuarbeiten. Einerseits kann Crowdfunding als unabhängige Finanzierungsform gegenüber (oder parallel zu) öffentlichen Förderungen eingesetzt werden, mit Hilfe derer man Ideen vergleichsweise rasch umsetzen kann. Andererseits schafft es einen direkten Draht zur Community, die nicht nur aus Schülern oder Studenten, sondern auch aus Kollegen, Partnern, Bildungsinstitutionen etc. bestehen kann. Insofern ist Crowdfunding hier nicht nur Finanzierungstool, sondern vor allem ein Networking- und Community-Building-Werkzeug.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Crowdfunding im Bildungsbereich gemacht? Gibt es noch mehr Beispiele, die wir hier noch anführen sollten? Wir freuen uns auf eure Kommentare.
Die Erfahrungen mit Crowdfunding von L3T wurden zwar gemacht, allerdings mit mäßigerem Erfolg. In „L3T – ein innovatives Lehrbuchprojekt im Detail: Gestaltung, Prozesse, Apps und Finanzierung“ aus der O3R-Reihe http://l3t.eu/homepage/das-projekt/oer sind die verschiedenen Ansätze und ihr Erfolg zusammengetragen. Martins Fazit, dass er auch bei Vorträgen immer offen sagt: Es ist viel Aufwand und recht wenig Erfolg, der Großteil stammte zudem aus den Reihen der Autoren und Herausgeber. Quasi ein Self-Funding.
Ich denke, es fehlt weitestgehend die Akzeptanz, gerade, wenn man im OER-Bereich versucht, etwas gegenzufinanzieren. So seltsam es auch klingt, aber die Erkenntnis, dass nur weil etwas gratis angeboten wird es nicht ohne Kosten entstanden ist, wird nur schwer akzeptiert. Erschreckenderweise sind hier viele Kritiker genau aus den OER-wohlgesonnen Reihen, meine eigene Erfahrungen und Statements kann man hier http://storify.com/anjalorenz/finanzierung-von-oer und hier http://anjalorenz.wordpress.com/2012/03/20/open-heist-nicht-kostenlos-uberlegungen-nach-dem-ecco12/ nachlesen.
http://berlinfolgen.2470media.eu/index.96.de.html
auch crowgefunded!