Das Internet ist ein wichtiges Instrument für das moderne Freiwilligen-Management. Hier findet die Kommunikation zwischen einer Nonprofit-Organisation und den Freiwilligen sowie die Kommunikation unter den Freiwilligen statt. Dabei ersetzt Ihre Online-Kommunikation in der Regel nicht die anderen Kommunikationskanäle, wie das persönliche Gespräch oder das Telefonat.
Formen des freiwilligen Engagements, die hauptsächlich über das Internet stattfinden, beispielsweise am heimischen Computer, vom Arbeitsrechner aus oder mobil per Handy, werden als Online-Volunteering bezeichnet. Online-Volunteering an sich ist keine neue Entwicklung. Bereits in den siebziger Jahren setzte das Project Gutenberg Online-Freiwillige ein um Archiv freier Bücher im Internet zugänglich zu machen Es hat zum Ziel Kultur zu digitalisieren und zu archivieren. Der Fokus des 1971 gegründeten Projekts liegt auf Literatur des westlichen Kulturraums.
Mittels Online-Volunteering können neue Zielgruppen erschlossen werden: auch jene potentiell Engagierten, die an an ihr Zuhause gebunden sind oder in größerer räumlicher Entfernung wohnen. In Deutschland hat Online-Volunteering noch keine große Verbreitung im Bereich der Nonprofit-Organisationen erlebt. Das Potential von Online-Engagement wird leider noch nicht umfassend wahrgenommen. Die Akademie für Ehrenamtlichkeit legt nun ein Handbuch „Management von Online-Volunteers“ vor, welches Nonprofit-Organisationen dabei unterstützt Online-Volunteering in ihr Freiwilligen-Management einzubinden und zu professionalisieren.
Thomas Kegel, Leiter der Akademie für Ehrenamtlichkeit zeigt in seinem Vorwort auf, für welche der Engagementförderung das Themenfeld Online-Volunteering besonders interessant ist:
- Menschen, die wenig Zeit für ein Engagement vor Ort haben
- Menschen, die ihre Engagementzeiten sehr genau einteilen wollen
- Menschen, die andernorts wohnen und sich für eine weiter entfernte Organisation einsetzen wollen
- Menschen mit Behinderungen – diese können auch bei sehr eingeschränkter Mobilität sich mittels Internet für die Belange anderer einsetzen und ihr Recht auf freiwilliges Engagement wahrnehmen
Die Autoren Hannes Jähnert und Lisa Dittrich räumen mit Mythen über Online-Freiwilligenarbeit auf. Es ist nicht so, dass sich Online-Engagierte notwendigerweise weit entfernt von einer Organisation aufhalten, sind nicht nur junge Nerds oder wohlhabende Menschen und engagieren sich nicht ausschließlich über das Internet.
Das Handbuch gibt Ratschläge und Hinweise zur Definition von Aufgabenbereichen und führt vier Kriterien auf, die für gute organisatorische Voraussetzungen erfüllt sein sollten: Offenheit, Transparenz, Responsivität und Integrationsfähigkeit. Anhand von drei Beispielen (u.a. Frankfurt gestalten) der Rahmen und die Erfolgsfaktoren analysiert.
Es finden sich konkrete Hinweise dazu, wie ein Engagementangebot beschrieben und bekannt gemacht werden soll. Zu diesem Zweck führen die Autoren entsprechende Instrumente und Plattformen auf. Ein ergänzendes Kapitel zum barrierefreien Online-Engagement rundet das Handbuch ab. Es weist auf die notwendigen Voraussetzungen hin, die gegeben sein müssen, um auch solche Engagierte einzubinden, die auf den Computer als Informations- und Kommunikationstechnik angewiesen sind.
Kritisch anzumerken ist, dass die Diskussion über das Monitoring und Ergebnismessung im Online-Volunteering nur kurz eingegangen wird. Die ethische Diskussion über den Wert von Freiwilligenarbeit, den Beitrag zur Zielerreichung und den Stellenwert von Freiwilligen in einer Organisation werden nur kurz gestreift. Der kleine Exkurs zu rechtlichen Rahmenbedingungen für Online-Volunteering zeigt Problembereiche auf, lässt jedoch praxisnahe Empfehlungen zur erfolgreichen Anwendung vermissen.
Insgesamt bietet das Handbuch „Management von Online-Volunteers“ einen guten Einstieg in die internetbasierte Ergänzung des Freiwilligen-Managements. Die Autoren haben eine verständliche Sprache gefunden um sowohl die Voraussetzungen als auch die Erfolgsfaktoren und das das Handwerkszeug für Online-Volunteering zu vermitteln.
Das Handbuch ist für eine Schutzgebühr in Höhe von 10€ (zzgl. Portokosten) bei der Akademie für Ehrenamtlichkeit erhältlich.
Weitere Rezensionen zum Handbuch sind hier verlinkt.
Hallo zusammen, vielen Dank für eure Rezension unsers Praxiskompendiums und die wertvollen Hinweise auf zu kurz Geratenes. Es ist wohl wahr, auf die Schwierigkeiten der Monetarisierung des freiwilligen Engagements sollten wir verstärkt eingehen. Leider konnten wir sie in dieser ersten Auflage aus Platzgründen nur streifen — in der nächsten soll es aber anders werden.
Was die praktischen Tipps zum Ungang mit dem — vorsichtig ausgedrückt — schwierigen rechtlichen Rahmenbedingungen anbelangt, glaube ich hingegen schon, dass wir nützliche Tipps geben konnten.
– zum Datenschutz: STRENGE ZWECKBINDUNG
– zum Persönlichkeitsrecht: EMBEDDING AUS DEN ACCOUNTS DER FREIWILLIGEN
– zum Copyright: CREATIVE COMMONS
Sicherlich gibt es aber noch andere Tipps, die wiederum in die zweite Auflage einfließen können. Für Hinweise bin ich an dieser Stelle natürlich Dankbar.
Lieben Dank und viele Grüße
Hannes Jähnert
Lieber Hannes,
Printprodukte sind endlich, da wird man immer Kompromisse mit der Vollständigkeit schließen müssen. Aber vielleicht wird es ja möglich sein auf Eurer Plattform http://www.freiwilligenmanagement.de ergänzende Informationen anzubieten und bereits im Buch darauf hinzuweisen?
Im rechtlichen Exkurs liegt der Schwerpunkt ja bisher auf der Information und Sensibilisierung. Den Eindruck habe ich beim Lesen deutlich. Ich wünschte mir, dass die Leserinnen und Leser dort noch mehr an die Hand genommen und ihnen konkrete Instrumente oder ähnliches an die Hand gegeben werden. Im Zweifelsfall könnten dies auch Dokumentenvorlagen sein, die als Download auf Eurer Seite zur Verfügung gestellt werden.
Beste Grüße,
Jörg
… Ja das ist eine gute Idee. An die Kopplung der/einer Website mit dem Büchlein hatte ich noch gar nicht gedacht. Ich glaube hier steckt wirklich noch viel Potential. Danke