Wieder einmal zeit sich die besondere Rolle von Social Media bei den London Riots. Während es nach wie vor Journalisten gibt, die glauben, dass Twitter zur Mobilisierung der Unruhen beigetragen hätte („Die jugendlichen Krawallmacher rotten sich via Twitter zusammen.„), so kann man mittlerweile sehr gut sehen, dass durch das Social Web die guten Eigenschaften der Menschen zu Tage treten.
Die Süddeutsche Zeitung analysierte:
Ob Twitter oder Facebook bei der Koordination der Ausschreitungen wirklich eine größere Rolle spielten, ist unklar.
Die britische Polizei warnt zwar inzwischen davor, über das Netz zu Gewalt und Diebstahl aufzurufen, allerdings sind die Belege für solche öffentlichen Botschaften gering: Sun und die Daily Mail, die ersten Vertreter dieser These, nennen weniger als eine Handvoll Beispiele, auch in Blogs ist wenig darüber zu finden. Das bedeutet nicht, dass Twitter keine Rolle gespielt hat – womöglich aber wird die Bedeutung dieser Dienste deutlich überschätzt, zumal die Polizei inzwischen Social-Media-Trends überwacht. Wer beispielsweise damit prahlt, bei den Plünderungen reiche Beute gemacht zu haben, dürfte bald mit einem Verfahren rechnen.
Deutlich wichtiger könnte der Blackberry Messenger (BBM) sein: Der Guardian hat Protokolle des Kurznachrichtendienstes vorgelegt, die ihm zugespielt wurden. Demnach verabredeten sich gewaltbereite Teilnehmer der Ausschreitungen mit Hilfe des BBM über ihre Smartphones und konnten so der Polizei einen Schritt voraus sein.
Ausschlussreich ist auch ein Artikel im Contagius-Magazin, der über die Social Media Aktivitäten der Londoner Polizei berichtet. Unter anderem hat die Polizei auf Flickr Fotos von Verdächtigen veröffentlicht, die des Einbruchs beschuldigt werden. Auf Blogs wie Catchalooter sind private Fotos veröffentlicht, die während der Einbrüche gemacht wurden. Beides zeigt – im Grunde genommen verlängert das Social Web nur die Möglichkeiten der Polizeiorgane, aber auch der Bürger, sich gegen Kriminalität zu wehren. Natürlich besteht auch hier die Gefahr, dass sowas schnell in gegenseitigem Fingerzeigen und öffentlicher Verdächtigung endet.
Viel spannender ist aber die Nutzung von Social Media für die Aufräumarbeiten, wie Contagious zusammenfasst:
As Londoners woke up to a burned, bruised and battered city, social media showed how it can quickly and simply faciltate crowdsourced, collaborative projects. In a stirring show of public goodwill and civic repsonsibility, hashtag #riotscleanup quickly spread across Twitter, gathering 86,000 followers who rallied physically on Monday in Hackney and Clapham with brooms to clean up the mess of the night before. A Facebook page Post Riot Clean-up: let’s help London has quickly gained 18,000 fans, helping co-ordinate groundroots clean-up efforts.
Über Webseite riotcleanup.co.uk wurden die Aktivitäten gebündelt und vorangetrieben. Auch hier ein Beispiel für gelungenes Crowdsourcing via Social Media. Es fehlt eigentlich nur, dass eine der UK Crowdfunding Plattformen eine Kampagne für die abgebrannten Läden entzündet.
Social Media Tools werden aber auch eingesetzt, wenn es um die Hintergründe für die Unruhen geht. Auf MapTube kann man beispielsweise eine Karte der Unruhen in London zusammen mit einer Übersicht über die Viertel mit den schlimmsten sozialen Verwerfungen sehen. Ein Zusammenhang ist in dieser Form unübersehbar.
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