eBooks uniweit zur Verfügung stellen?

Wir hatten eine Anfrage einer Universitätsbibliothek, ob für die Bibliothek bestellte Publikationen für alle Studierenden und Universitätsangehörigen zur Verfügung gestellt werden können.

Grundsätzlich würde ich ja erstmal sagen: Ja. Wenn eine Bibliothek ein gedrucktes Buch kauft, dann ist es ja auch uniweit in der Bibliothek verfügbar und kann legal kopiert werden, zumindest auf einem Photokopierer. Das Urheberrecht setzt gerade für Bibliotheken Ausnahmen, die ja auch gesamtgesellschaftlich sinnvoll sind – daher müsste das gleiche für unsere eBooks gelten.

Darüberhinaus ist es ja so, dass wir unsere Studien genau deswegen schreiben, damit sie möglichst weit verbreitet werden, um in der Wissenschaft und der Öffentlichkeit rezipiert werden.

In der Regel geben wir schon jetzt Studierenden und Hochschulinstitutionen Rabatte auf unsere Publikationen.

Andererseits ist es so, dass wir mit unseren Autoren, die in der Regel Studierende sind, Honorarvereinbarungen geschlossen haben, die sie am Verkaufspreis beteiligen. Die Fairness (aber nicht das Urheber- bzw. Verwertungsrecht) gebietet es, unsere Autoren dazu zumindest zu befragen.

Langfristig wollen wir innerhalb von ikosom den „Open Science“ Aspekt stärken, d.h. Daten und Forschungsergebnisse unter Creative Commons zu veröffentlichen, wobei wir aber auch überlegt haben, ob detailiertere Auswertungen nach wie vor kostenpflichtig bleiben. Wir müssen das noch ausdiskutieren, wie wir das machen wollen als Institut.

Wie ist Eure Meinung? Sollte ikosom seine eBooks zu freien Verfügung innerhalb einer Universität, wenn sie einmal erworben wurde, zur Verfügung stellen?

18 Replies

  • Ein Aspekt wurde noch vergessen: wenn die Publikationen uniweit zur Verfügung gestellt werden würden, dann würden sich wahrscheinlich weniger Studierende direkt bei uns melden, um die Publikationen zu bekommen – und gerade das ist eigentlich ein sehr spannender Aspekt unserer Arbeit:

    https://www.ikosom.de/ikosom-fur-studierende/

  • In der Diskussion wäre zu berücksichtigen ob das EBook nur im Lesesaal zugänglich wäre (vgl. Digitalsierte Bibliotheksbestände USA) oder als Kopie beim Nutzer verbleibt.

  • Ich finde es legitim, dass eine Bibliothek ein Exemplar kauft und es in ihrem Wirkungskreis zur Verfügung stellt. Wenn Unternehmen oder Unternehmensvertreter ein Exemplar kaufen, dann ist das Lesen ja auch nicht auf ein Endgerät begrenzt, sondern kann auch im Kollegenkreis weitergegeben werden. Von allzu strikten Nutzungsrechten haben wir ja Abstand genommen. Insofern sehe ich bei der Bibliotheksanfrage kein Problem.

    Langfristig würde ich Publikationen dieser Art eh gerne auf eine CreativeCommons-Lizenz bringen. Wenn nicht nach der Erstellung, so zumindest nach einiger Zeit. Gerne könnte eine Publikation im ersten halben Jahr oder im ersten Jahr (was wäre angemessen?) für einen angemessenen Preis verkauft werden. Aber nach Ablauf der Aktualität würde ich gerne sehen, dass diese kostenfrei der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Eine solche Möglichkeit ist in den Autorenvereinbarungen bislang nicht vorgesehen. Kennt jemand Beispiele, wie diese Herangehensweise so oder ähnlich bereits angewendet wird?

  • @Karsten: Bezüglich der Kontaktaufnahme durch Studierende – dem könnte man durch eine entsprechende Informationsseite im Einband begegnen.

  • A) Was ist das Finanzierungsmodell für die Studien?

    Wenn der Open Science und die kostenfreie Verbreitung an der Universität dazu führt, dass künftig diese Art der Forschung nicht mehr stattfinden kann, dann wäre das schlecht. Ich kenne mich nicht mit den Verbreitungsmethoden und Beschränkungen für eBooks aus, finde aber, dass man ein eBook unterschiedliche Preise für Privatpersonen vs. Bibliotheken haben sollte.

    B) Wie relevant ist der Open Science-Ansatz für dieses Thema?

    Erhofft ihr euch von Open Science für Crowdfunding, ähnlich wie open source in der IT, dass viele Interessierte und Engagierte das Thema wissenschaftlich weiter bearbeiten oder aus den Ergebnissen noch andere Schlussfolgerungen herleiten?

    Es ist doch eine Frage des Idealismus! Wenn Open Science wichtig für die Sache ist zu der die Publikation beiträgt, dann sollte gerade im universitären Bereich möglichst große Verbreitung angestrebt und finanzielle Einnahmen zurückgestellt werden. Wenn Open Science der Sache wenig dienlich ist oder die Arbeit sonst nicht weitergeführt werden kann, dann sollte ein den Verbreitungsmöglichkeiten entsprechend fairer Preis für das eBook verlangt werden. my opinion.

  • @Jörg – stimmt, gute Idee!

    @Ralf – wichtiger Aspekt, danke! Aber eigentlich für uns nicht überprüfbar?

  • – Ihr könntet schon rausbekommen ob die Bibliothek pro Standort ein eigenes Archiv für EBooks hat oder Uniweit ein System benutzt also wieviele Kopien sie von Euch erwerben
    – Ihr meldet die Publikation der Verwertungsgesellschaft an, damit die Urheber über die Verwertungsgesellschaften ihre Rechte wahrnehmen können und nicht nur pro Kopie die ihr macht als Verleger, sondern die allgemeinen Ausschüttungen der VG, denn öffentliche Einrichtungen und Biblitheken etc zahlen in die VG ein

  • hallo,
    ich finde das mit dem kostenlos bereitstellen kritisch. gerade durch mein studium weiß ich, wie wenig leute in meinem alter und gerade studenten, die es besser wissen sollten, daran denken, dass in einer pubklikation arbeit steckt und die dinge werden kopiert und weiter verschickt. „merkt ja keiner“ denken sie sich. und das stimmt ja auch. ein einfaches PDF ist innerhalb von sekunden verschickt und fühlt sich noch weniger krimininell an als eine cd herunter zu laden, weil das ja teilweise schon strafrechtlich verfolgt wird. natürlich kann das kostenlose weiterschicken auch passieren, wenn jemand es gekauft hat. die wahrscheinlichkeit halte ich aber für sehr viel geringer, da die leute, die es am anfang gekauft haben, der pubklikation von anfang an einen wert zuschreiben und vermutlich (hoffentlich!) sie nicht kostenlos verbreitet.
    ich persönlich habe mir auch 2 arbeiten von studenten gekauft (für je 25 euro) um meine bachelorarbeit zu schreiben.
    und wenn die publikationen auf einmal in einem uniserver drin sind, geht auch fernleihe und auch „normale“ leute haben zugriff auf unibibkliotheken.. das heißt, keiner würde es mehr kaufen, wenns erstmal auf ein paar universervern hochgeladen ist.

    im endeffekt ist es natürlich eine sache des idealismus..genau wie creative commons. entweder alle sollen es haben, oder man will halt daran verdienen. sobald es irgendwo umsonst ist, werden es auch alle umsonst kriegen. man sieht, wie schnell das bei musik geht.

  • nachtrag: ich denke nicht, dass man es mit büchern vergleichen kann.
    von einem „normalen“ buch hat eine unibibliothek immer eine gewisse anzahl an exemplaren, die sie ALLE einzeln bezahlt haben und die dann ausgeliehen werden können. bei ebooks wird dann 1x bezahlt aber das vervielfältigen ist kostenlos. das heißt ein exemplar wird gekauft, aber im endeffekt haben es dann nachher eine unbegrenzte anzahl an leuten auf ihrem computer.
    wenn man sich 100prozentig sicher sein kann, dass man das dokument nur lesesaal öffnen/lesen kann, wäre das ja super und vollkommen ok. aber kann man das für jede einzelne uni wirklich wissen und tracken?

  • @Ralf & Anonym:
    Hmmm, also bezüglich der Reichweite der Verbreitung innerhalb der Bibilotheken: Nein, wissen und tracken können wir das nicht. Bei jedem Standort zu recherchieren ist auch nicht realistisch vom Aufwand her. Was wir machen können ist fragen. An dieser Stelle sollte das gleiche Vertrauen haben, wie zu anderen Käufern auch.

  • In der Universtitätsbibiliothek in Passau sind E-Books auch nur über die Bibliothekscomputer zu beziehen. So bleiben die E-Books beschränkt für Studenten zugänglich.

  • Hallo. Ich stimme mit Anonyms Kommentar überein. Das Weiterleiten wird bei dem Kauf eines PDF eh schon passieren und ist unvermeidbar. Die entsprechende Steigerung bei der kostenfreien Zurverfügungstellung an den Unis für alle Studenten ist nicht zu unterschätzen. Mein Vorschlag: Die E-Books sollten möglichst so angesehen udn behandelt werden wie Bücher, entweder als Printversion der Bibliothek zum normalen Entleihen (ich glaube aber nichts, dass sich Bibliotheken die Mühe machen ein E-Book auszudrucken, ist ja auch nicht Sinn und Zweck) oder nur zur Einsicht in den Bibliotheksräumen (wie das auch mit manchen Bücherbeständen oder mit Diplomarbeiten von Studenten der (Fach-)Hochschule/Uni meines Wissens nach gemacht wird, Einsicht in der Bibliothek möglich, aber Kopieren verboten bzw. eingeschränkt möglich).
    Ich finde den Rabatt für Studenten den ihr anbietet eine sehr gute Idee, der könnte meiner Meinung anch auch höher sein (z.B. 10 € auf den Bruttopreis).
    Gilt diese Aktion die hier diskutiert wird für alle Unis und (Fach-)Hochschulen in Deutschland (oder gar Europa und weltweit?)? Und erfolgt die Zurverfügungstellung nur auf Anfrage der Bibliotheken mit anschließender Weiterleitung an alle Studenten oder automatisch?

  • oder den unibibs bei bestellung einfach eine hardcopy-version zuschicken. ist ja von den herstellungskosten nicht so teuer (klebenbindung) und das problem wäre erstmal gelöst.

  • Ich schließe mich ebenfalls der Meinung des kontrollierten Ansatzes der Distribution über die Uni-Bibliotheken an. Eine weitere Möglichkeit dabei wäre, Hochschulangehörigen über ihre Bibliotheken gegen jährliche Gebühr (zu zahlen durch die Bibliothek) Vollzugriff auf eure Publikationen zu geben – insofern in eurem Backend abbildbar. So handhaben es ja z.B. auch Journals. Wenn die Weitergabe von PDFs für euch ein Problem darstellt, gibt es natürlich auch andere Wege der Darstellung der Publikationen im Browser, die Copy&Paste und Speichern verhindern.

    Ich bin grundsätzlich für eine offene Verbreitung von Forschungsergebnissen, wofür sich ja z.B. euer Blog oder eure gestartete Reihe für Studierende eignen. Die Verbreitung von wissenschaftlichen Publikationen im Allgemeinen sollte meines Erachtens aber, auch zu deren Werterhaltung und für den Impact, über die traditionellen Distributionswege erfolgen.

  • Sowohl als Bibliothek, als auch als Einrichtung einer Universität sind
    wir natürlich für eine optimale Informationsversorgung und entsprechende
    Befürworter der Creative Commons und der Open Access Bewegung.

    Zu Kosten und Nutzung im Folgenden ein paar Aspekte – eine Empfehlung
    kann ich Ihnen natürlich nicht geben 😉

    Unterschiedliche Kosten für Privatnutzer und Institutionen gibt es vor
    allem bei Datenbanken und eZeitschriften. Bei eBooks ist der Markt noch
    sehr inhomogen.

    Die Kosten bei E-Books reichen vom print-Betrag mit Archivrechten bis
    hin zum x-fachen Preis für eine Lizenz ohne Archivrechte. Ersteres vor
    allem bei Forschungsliteratur, bei der die Nutzungsfrequenz überschaubar
    ist. Letzteres bei vielfach genutzten Lehrbüchern und bei Verlagen, die
    teilweise auch gerade in der Diskussion stehen. Dabei gehen die
    Zugriffsmöglichkeiten von einer unlimitierten Anzahl von SimUsern
    (gleichzeitigen Zugriffen) bis hin zum zeitlich beschränkten Ausleihmodell.

    Was die Verwertung anbelangt, kann ein gedrucktes Buch – wenn auch
    natürlich mühseliger – eingescannt und unerlaubt verbreitet werden. Als
    Bibliothek weisen wir unsere Nutzer daraufhin, dass unsere
    elektronischen Medien nicht an Dritte weitergegeben werden dürfen. Ob
    eine Weitergabe von forschungsrelevanten Medien der Bibliothek in großen
    Umfang stattfindet, wage ich zu bezweifeln. Aber das ist nur eine
    persönliche Einschätzung.

    In dem Zusammenhang: wir halten uns an vereinbarte Nutzungsbedingungen,
    wie beispielsweise eine Einzelplatznutzung o.ä. Allerdings lösen solche
    Nutzungseinschränkung nicht das Problem von unerlaubten Weitergabe.

  • Wie schon von anderen Angesprochen scheint mir das Geschäftsmodell und ideelle Gesichtspunkte ausschlaggebend zu sein. Ich finde eine weite Verbreitung wichtig. Ich bin Wissenschaftler und wenn ich auf eine Pay-Wall stoße schaue ich erst mal nach freien Alternativen die sich auch meist finden. (Wenn ich etwas referenziere dann möchte ich i. A. das einem Leser die Quelle ohne Hürde zugänglich ist.) Oft kaufe ich nicht da mir das Bezahlen zu umständlich ist (Registrierung nötig), ich den Anbieter meine Daten nicht geben will (Paypal), oder ich sofort Zugriff möchte und nicht erst in ein paar Tagen (ikosom).

    Zum Thema „illegale Weiterleitung“: Ich bin kein juristischer Experte aber soweit ich das Thema verstehe muss es differenziert betrachtet werden (auch nach EU-Land). Wenn ich eine PDF an einen Freund weiterleite kann das völlig legal sein!(?)

  • Nur ein entfernter Zusammenhang. Bringt aber vielleicht noch eine andere Facette mit ins Spiel:

    „Open Access – The issue of free open access to scientific papers is an important one. It’s a separate question to the one I’ve discussed here. But I see a spiritual overlap. In both cases, the fundamental question is who owns science? At the moment, scientists own their work until and unless they decide to publish parts of it. When they do, they sell it to a publisher, who sells it to the world. In my view, the world should be told about science, from the beginning.“
    http://neuroskeptic.blogspot.de/2012/04/fixing-science-systems-and-politics.html

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