Crowdsourcing kann nicht nur als Mittel genutzt werden, um sich Feedback und Anregungen von der Crowd zu holen, sondern es kann auch als Marketing-Instrument verwendet werden. Wir haben für die Logo-Auswahl der Konferenz „The Future of Crowdfunding“ die Plattform 12Designer verwendet und daraus ein paar spannende Erfahrngen abgeleitet.
Crowdsourcing ist leichter als gedacht!
Bei der Plattform 12Designer dauert das Erstellen eines Projekt-Briefings ca. 20 Minuten – Account anlegen, Briefingstext eingeben, Farbspezifikationen auswählen und das Projekt freischalten. Schon ist das Projekt online und kann verbreitet werden. Als Kosten fallen zwar die Einstellungsgebühren an, aber ansonsten ist das ganze ohne Risiko, denn falls die Vorschläge nicht gefallen, muss man auch kein Geld ausgeben.
Lass die Plattform die Arbeit machen!
12Designer bietet die Möglichkeit, das Projektbriefing an alle 27.000 angemeldeten Designer zu verschicken. Dazu ist ein kleiner Aufpreis notwendig, der aber nicht ins Gewicht fällt. Die Reaktion war sehr schnell – innerhalb weniger Stunden gab es die ersten Entwürfe.
Bis zum Ende der Projektzeit gab es 65 Entwürfe von 17 Designern. Ein Designer gab sogar 12 verschiedene Varianten als Vorschlag ab. Eine unglaubliche Resonanz innerhalb kürzester Zeit.
Crowdsourcing als Traffic-Generator
Wir hatten den Link zu der Konferenz im Projekt-Briefing integriert. Gebracht hat uns das knapp 1000 Pagevisits, denn die Designer wollten natürlich wissen, in welchem Umfeld ihr Logo platziert werden kann. Das ganze hat also ein nicht unerheblichen Marketing-Effekt.
Die Crowd als Fehlerkontrolleur
Ein Designer machte keine eigenen Vorschläge, sondern stellte einfach Cliparts rein. Die anderen Designer machten mich darauf aufmerksam und schickten mir einen Link zu der Clipart-Kollektion. Als Resultat sperrte ich alle Cliparts-Vorschläge des ersten Designers. Die Crowd funktioniert.
Das Team als interne Crowd
Als die Projektzeit abgelaufen ist, haben wir im ikosom-Team über die Logos geredet. Na klar – jeder hat seinen eigenen Geschmack, aber es ist schon interessant, dass vor allem die Logos als schön empfunden werden, die ganz oben stehen, also als letztes eingereicht wurden. Meine eigenen Präferenzen sind eher bei den Logos, die am Anfang eingereicht wurden, vielleicht weil ich sie öfter gesehen habe und mitbekommen habe, wie sich entwickelten. Sehr schön ist aber die Möglichkeit, direkte Einladungslinks an ausgewählte Teilnehmer zu verschicken, die das Projekt bewerten.
Die Überraschung am Schluss
Nachdem das Gewinnerlogo ausgewählt wurde, laden die Designer die fertigen Dateien hoch, der Nutzungsvertrag wird ausgefertigt und der Gewinner erhält das Geld. Das ist auch zum ersten Mal der Moment, wo man den Namen des Designers erfährt – in unserem Fall war es eine Designerin aus Buenos Aires in Argentinien.
Mich würden ja die Erfahrungen mit anderen Plattformen noch interessieren, also etwa fiverr.com u.ä. – vor allem auch im Unterschied zu 12Designer. Wer kann darüber was sagen?
Hallo Wolfgang, auf http://fiverr.com/ ist das Preisgeld auf 5 Dollar begrenzt und daher können nur absolute Kleinstaufträge abgewickelt werden. Meist ist das dann sehr standardisierter Output.
Ich habe bereits http://elance.com/ verwendet. Man bekommt sehr schnell Angebote aus aller Welt für unterschiedlichste Dienstleistungen. Über diese Form der gobalisierten Arbeitswelt kann man natürlich auch diskutieren. Für den Preis, den man bei 12Designer bezahlt würde man in Deutschland nie ein Logo-Design bekommen. Absolute Dumpingpreise sind bei https://www.mturk.com/mturk/welcome zu finden.
Vor fast 5 Jahren haben ich einen Artikel dazu geschrieben. http://www.journalist.at/archiv/2008/06_07/die-weisheit-der-massen-nutzen/ Den oben erwähnten Mechanical Turk vom Amazon gab es damals auch schon.
Danke dafür!
Herr Wenzlaff,
Wo bleibt die kritische Betrachtung von Crowdsourcing platformen und deren Qualität ? Ach pardon, Marketing ist ja nicht weit entfernt von Prostitution wenn nicht sogar darunter dar man dem genannten Gewerbe noch den „benefit of the doubt“ zusprechen sollte als dass älteste von allen.
„Als Kosten fallen zwar die Einstellungsgebühren an, aber ansonsten ist das ganze ohne Risiko, denn falls die Vorschläge nicht gefallen, muss man auch kein Geld ausgeben.“
Absolut ekelhaft. Ich frag mich ob sie dies auch in einem Restaurant bringen würden. „Falls das essen nicht gefällt, muss man auch kein Geld ausgeben“.