Am 23. März um 14 Uhr sind wir in Heidelberg bei einer Podiumsdiskussion zur Finanzierung von Kulturveranstaltung im Rahmen von festival 3.0. Wir werden über Crowdfunding sprechen, auf dem Podium sitzen:
- Prof. Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer KULTUREXPERTEN Dr. Oliver Scheytt GmbH, Präsident Kulturpolitische Gesellschaft
- Peter Gartiser, Geschäftsführer METRUM Managementberatung GmbH
- Dr. Stephan Muschick, Geschäftsführer RWE-Stiftung / Vorsitzender AKS im Kulturkreis der deutschen Wirtschaft im BDI e.V.
- Thorsten Schmidt, Intendant Heidelberger Frühling
- Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender MLP Finanzdienstleitungen AG
- Best Practice: Karsten Wenzlaff, Geschäftsführer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien IKOSOM
- Moderation: Pius Knüsel, ehemaliger Direktor Pro-Helvetia, Co-Autor »Der Kulturinfarkt«
Warum ist Crowdfunding für Festivals so ein kontroverses Thema?
In Deutschland gibt es pro Jahr einige tausende Kulturfestivals – manche mit einem kleinen Budget und viel ehrenamtlichem Engagement, manche mit sehr großem Budget und professionellen Strukturen.
Die Finanzierung durch die öffentliche Hand und durch Sponsoren ist nicht immer einfach, deswegen gibt es immer wieder auch Anfragen uns, ob nicht Teile des Festivalbudgets aus Crowdfunding finanziert werden kann.
Die Ausgangslage ist nicht ganz so eindeutig: einerseits sind Festivals sehr konkret, jeder kann sich darunter vorstellen, was das Ergebnis des Crowdfunding-Projekts sein kann. Man hat auch die Möglichkeit, sehr spannende Gegenleistungen zu vergeben: Backstage-Erlebnisse, Treffen mit den Künstlern, Tickets, Logos von Sponsoren auf Werbemitteln.
Aber viel wichtiger: ein Festival hat viele Mitwirkende vor und hinter der Bühne, die dazu beitragen können, dass das Crowdfunding-Projekt verbreitet wird. Künstler können ihre Fans auffordern, dass Festival zu unterstützen. Mitarbeiter können in ihrem Freundeskreis auf das Projekt aufmerksam machen. Das Publikum kann einbezogen werden.
Ein Nachteil beim Crowdfunding für Festivals ist, dass die Summen, die in Deutschland dafür bereitstehen, kaum den finanziellen Aufwand von Festivals decken können. Es kann also nur eine Teilfinanzierung in Frage kommen.
Dies kann dann auch den Umstand verdecken, dass Festivals in der Regel auch dann stattfinden, wenn das Crowdfunding-Projekt an der Zielsumme scheitert. Die Crowd kann also nicht über Erfolg und Mißerfolg des Festivals bestimmen und damit ist der Anreiz, das Festival zu finanzieren, wieder kleiner.
Ein drittes Problem ist die lokale Gebundenheit von Kulturveranstaltungen – sie sorgt dafür, dass nur Crowdfunder sich für das Projekt interessieren können, die tatsächlich eine Chance haben, das Festival auch zu besuchen.
Welche Empfehlungen gibt es also für Crowdfunding von Festivals?
Crowdfunding kann die Finanzierung von Teilen des Festivals ermöglichen, zum Beispiel die Kosten für ein Zusatzkonzert oder Marketing-Aktionen, die ohne das Geld der Crowd nicht möglich wären. Auf diese Weise kann man die Kommunikationsaspekte von Crowdfunding (Marketing, Mobilisierung von Unterstützern) kombinieren mit dem Finanzierungsaspekt von Crowdfunding.
Wichtig ist es, sich auch Gegenleistungen auszudenken, die unabhängig vom Ort des Festival sind – das könnten zum Beispiel T-Shirts oder CD-Aufnahmen.
Wichtig ist es aber beim Crowdfunding an die Zielgruppen zu denken – warum sollen sich die Zuschauer engagieren? Was bringt ihnen das Festival emotional? Welche gesellschaftliche Rolle spielt das Festival? Dann kann sogar Leute dazu bewegen, ein Festival zu unterstützen, welches auf einem anderen Kontinent stattfindet.