#ikoklausur-Rückblick – Was ist Wissenschaft?

Reflektionen aus unserer ikosom-Klausur – an unsere Contentpartner: bitte nicht 1:1 ins eigene Blog übernehmen!

Auf der ikosom-Klausur am letzten Wochenende haben wir oft diskutiert: Was ist OpenScience? Was ist unser wissenschaftlicher Anspruch an unsere Publikation? Wie ermöglicht man ePartizipation im Bereich Wissenschaft? Wie nutzt man die Crowd für wissenschaftliches Forschen? Aber die Kernfrage haben wir dabei nur gestreift: Was ist Wissenschaft?

Klar ist, dass es dabei nicht um den Versuch einer Neudefinition geht, sondern um die Frage Was ist Wissenschaft für uns, unsere Kunden, Partner und unser Netzwerk? Es geht um eine kontext- und zielgruppenbezogene Definition von Wissenschaft, die sich vielleicht radikal abhebt von der weithin verbreiteten Idee der Wissenschaft als intersubjektiv vergleichbar, objektiven, auf Hypothesen, Daten, Argumenten und Beweisen basierenden Vertiefung von Wissen.

Wissenschaft ist, was Wissen schafft. Einige aus unserem Team sind mindestens einmal pro Woche in einer Uni-Bibliothek und viele Wissenschaftler sind es täglich. Wer die Unibibliothek als Referenzobjekt nimmt, dessen Wissen „schafft sich“ u.a. aus der Auseinandersetzung mit dem dort vorhandenen, kategorisierten, peer-reviewten, in Journals und Büchern veröffentlichten Wissen.

Ich war vermutlich seit fünf Jahren in keiner Uni-Bibliothek mehr. Mein Wissen „schafft sich“ vor allem in Gesprächen im Café, bei Vorträgen in Konferenzen, beim Lesen von Artikeln und Studien im Netz, aber auch beim Twittern und Bloggen. Mein Wissen vertiefe ich weniger durch den Zugriff auf katalogisiertes, selektiertes Wissen als durch das Selektieren und Katalogisieren von Wissen.

Vermutlich würden viele traditionelle Wissenschaftler sagen, dass das Ansammeln von Wissen noch keine Wissenschaft ist, sondern erstmal nur den Prozess des Lernens charakterisiert. Erst das Publizieren von Wissen ist wissenschaftlich – und zwar insbesondere das Publizieren von Wissen in anerkannten Verlagen, Journals, der Review durch andere Wissenschaftler, die Reputation durch den Stempel etablierter Wissenschaftsinstitutionen.

Auch ich haben mich immer gefreut, wenn wir Artikel in Büchern veröffentlichen konnten, die von großen Wissenschaftsverlagen herausgegeben wurden. Aber eigentlich ist das nur eine Metrik von vielen – eine andere Metrik könnte sein, wie oft ein Wikipedia-Artikel editiert wird oder ein Blogartikel retweetet wird. Oder wieviele Kommentare es gibt oder welche Debatten ausgelöst wird.

Die Frage Was ist Wissenschaft? kann man also nicht losgelöst davon betrachten von der Frage Wie mißt man wissenschaftlichen Erfolg?. Aber Erfolgsmessung ist in der Regel nicht intersubjektiv vergleichbar, sondern Erfolg ist vor allem eine gesellschaftliche Konvention.

Insofern ist wissenschaftlicher Erfolg und damit auch die Definition von Wissenschaft nicht mehr als eine gesellschaftliche Konvention. Ein Aushandelungsprozess. Die Definition von Wissenschaft ist Teil des Dialogs über gesellschaftliche Institutionen, Teil des Infragestellens etablierter Hierarchiern. Oder?

Es geht also nicht darum, eine Definition von Wissenschaft zu erarbeiten und sich an dieser zu orientieren, sondern gerade in der sich formierenden digitalen Gesellschaft den Aushandelungsprozess um diese Definition zu beeinflussen.

Sollte sich Wissenschaft in der digitalen Gesellschaft an den Paradigmen der analogen Gesellschaft orientieren, davon lösen, oder radikal distanzieren? Wir werden dazu eine Antwort finden. Was meint ihr?

Buch „OpenScience“ – Finanzierung von Wissenschaft

Wir wurden von Ulrich Herb (Scinoptica, http://twitter.com/#!/scinoptica) gefragt, ob wir gemeinsam einen Artikel zur Finanzierung von Wissenschaft schreiben wollen. Das ganze ist gedacht für einen Buch mit dem Arbeitstitel: Opening up – How Science 2.0 is changing research, scientific collaboration and communication“. Dieses Buch wird herausgegeben von Dr. Sönke Bartling vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, und Dr. Sascha Friesike, Forscher am Alexander von Humboldt Institut in Berlin. Das Buch wird im Springer-Verlag erscheinen. Wir möchten gerne den Artikel kollaborativ schreiben, d.h. erste Ideen und Artikel hier im Blog diskutieren.

Hier eine kurze Beschreibung, wohin es mit dem Artikel hingehen soll:

The advent of Open Science paradigms leads to new interdependences between Research Funding and Open Science. On one hand Research Funders require projects to make more than just text publications available according to the Open Access principles, on the other hand it is to be discussed how Researching Funding itself could be more open (or reach the next level as Research Funding 2.0). This contribution focusses on the both aspects: How Research Funding is promoting Open Science and how an innovative and open Research Funding could look like. The second aspect raises questions like these:

  • Can crowdfunding be a mechanism for funding?
  • Could virtual currencies like BitCoins be used within funding processes?
  • Could there be an opportunity to include Social Payment in funding?
  • Could there be a chance to integrate Social Media into Impact Scores (e.g. Blog Posts on projects or publication) and into funding processes?

Wer hat Interesse, einen Gastbeitrag zu einem dieser Themen für dieses Blog zu schreiben?

Rückblick: Input zur Open Educational Resources in der Arbeitsgruppe Bildung des Kreativpakts

Vergangene Woche hatten wir die Gelegenheit der FES-Arbeitsgruppe Bildung zum Kreativpakt einige Impulse und Anregungen mitzuteilen. Bislang finden Open Education bzw. Open Educational Ressources nur in einem Satz Erwähnung:

Lernmittel können unter Umständen kollaborativ erarbeitet werden, wenn vorgegebene Qualitätskriterien eingehalten werden.

Für einen zukunftsweisenden Kreativpakt erwarten wir eine optimisterische und zukunfsweisendere Aussage. Es reicht nicht aus, dass Lernmittel unter Umständen kollaborativ erarbeitet werden könnten. Sie können erarbeitet werden und es ist am Gesetzgeber, dafür zu sorgen, die notwendigen Rahmenbedingungen zuu gestalten. Dazu gehören nicht nur Kontrollsysteme, sondern zunächst die Reduktion von Schranken.

Open Education umfasst neben freien Lernmaterialien auch weitere Formen der Wissensvermittlung über das Internet. Im Rahmen des Fachgesprächs und in unserem Input konzentrierten wir uns allein auf den Aspekt freier Lernmaterialien. Dabei stellten wir die folgenden Chancen und Herausforderungen heraus:

Chancen

  • OER stehen unter bestimmten Lizenzen, die es ermöglichen, diese legal zu vervielfältigen, zu verbreiten, öffentlich zugänglich zu machen und unter Umständen zu verändern. Lehrkräfte verwenden diese Unterrichtsmaterialien, können aber sie auch verändern und neu kombinieren. Außerdem können sie eigens erstellte Materialien an andere weitergeben.
  • Durch die Verwendung von OER können sich die Lehrkräfte stärker auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren und brauchen sich weniger mit dem Urheberrecht auseinandersetzen.
  •  OER ermöglicht auch ein anderes Lernen, das verstärkt auf individuelle Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingeht, aber auch projektorientierte Prozesse und vernetztes Arbeiten möglich macht.

Herausforderungen

  • In vielen Unterrichtsfächer (z.B. Deutsch) ist die Nutzung von Originalmaterialien erforderlich. Die Verknüpfung von OER und von Material aus Drittquellen ist bislang unklar. Es braucht seitens der Lehrkräfte einen kritischen Blick zur Einschätzung der enthaltenden Inhalte oder aber eine zuverlässige Instanz, welche mittels Qualitätsstandards die Unterrichtsmaterialien zusammenstellen.
  • Aktuelle Ansätze zur Bereitstellung digitaler Lernmaterialien (u.a. Apple iBooks 2, Portal „Digitale Schulbücher“) basieren auf bestehenden Inhalte, die zwar interaktiv angereichert werden, jedoch zumeist einer restriktiven Lizenz unterliegen.
  • Eine besondere Herausforderung bildet derzeit die Etablierung neuer Geschäftsmodelle zur Finanzierung und Kuration von OER.

Für einen vertieften Einstieg ins Thema und eine Bestandsaufnahme Open Educational Ressources im schulischen Bereich ist das Whitepaper von Bretschneider/Muuß-Merholz/Schaumburg zu empfehlen, welches für unsere Auseinandersetzung mit dem Thema ebenfalls inspirierend war.

Open Educational Resources beim FES Workshop des Kreativpakts

Heute haben wir die Gelegenheit, zum Thema Open Education Resources bei einem Workshop der Friedrich-Ebert-Stiftung zu sprechen. Bei dem Workshop geht es vor allem um die Frage, wie sich Bildung sowohl in Schule als auch Hochschulbildung verändern müssen, um die Kreativwirtschaft zu stärken.

Ein wichtiges Dokument in diesem Zusammenhang ist das Whitepaper von Mirjam Bretschneider, Felix Schaumburg und Jöran Muuß-Merholz, das im Rahmen der Arbeitsgruppe im Rahmen der Arbeitsgruppe „Digitale Integration und Medienkompetenz“ des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory erstellt worden ist.

Wir werden unsere Zusammenfassung nächste Woche hier veröffentlichen und sind gespannt auf das Feedback beim Workshop der FES.

ikosom goes OpenScience! Was ist OpenScience?

Als wir im Januar 2010 ikosom gründeten, da wollten wir nicht weniger als einen spürbaren Beitrag für die Entwicklung eigenständiger Online-Forschung in Deutschland leisten. Ziel ist es den qualitativen Anspruch an Online-Forschung in Deutschland zu steigern, Wissensschaftsinhalte breiter zu kommunizieren, wissenschaftliche Prozesse für Interessierte verständlich zu machen und sie teilhaben zu lassen. Einiges davon konnten wir bereits in Projekten umsetzen.

Und jetzt nochmal zurück auf Los!

In den vergangenen Monaten haben wir viel über unseren Ansatz und unsere Visionen nachgedacht. Wir stellten fest, dass wir ganz normale Menschen sind, die eine normale Ausbildung erfahren haben, in normalen Strukturen verankert sind und oft ziemlich normal denken. Das reicht uns aber nicht. Wir möchten mehr. Wir möchten mit unserer Arbeit Sinn stiften und Strukturen verändern. Continue reading „ikosom goes OpenScience! Was ist OpenScience?“

Whitepaper: Open Educational Resources für Schulen in Deutschland

Im Rahmen der Arbeitsgruppe Digitale Integration & Medienkompetenz des Co:llaboratory von Google wurde in den vergangenen Monaten über Open Educational Ressources (OER) diskutiert. Gestern nun wurde ein Whitepaper zu diesem Thema veröffentlicht, welches eine erste Bestandsaufnahme zur Anwendung im schulischen Bereich vornimmt.

Open Educational Resources für Schulen in Deutschland
Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012

Mit dieser ersten Fassung ist dem Autorenteam Mirjam Bretschneider, Felix Schaumburg und Jöran Muuß-Merholz ein sehr gute Diskussionsgrundlage gelungen. In einfacher Sprach geben sie einen Überblick über Ausgangslage und Perspektiven. Es wird die Entstehung der OER-Bewegung ebenso dargestellt wie die Akteure in der deutschen Bildungsressourcen-Landschaft. Spätere Kapitel widmen sich dem Komplex des Urheberrechts an Schulen und möglichen OER-Geschäftsmodellen.

Das Whitepaper verfolgt drei Ziele:

  1. Betroffenen und Interessierten soll der Einstieg in das Thema vereinfacht werden, indem ein Überblick über die relevanten Facetten geboten wird.
  2. Es soll Ausgangpunkt sein für die weitere Beschäftigung mit dem Thema innerhalb der Arbeitsgruppe und darüber hiaus.
  3. Weitere Akteure aus verschiedenen Branchen und Bereichen sollen miteinander ins Gespräch gesetzt werden.

Es war mir eine Freude dem Autorenteam im Review-Prozess zur Seite zu stehen und danke für die konstruktiven Diskussionen. Alle, die das Thema weiter begleiten möchten, sind eingeladen der OER-Gruppe auf Diigo beizutreten.