Am Freitag haben wir die Sitzung des Ohus „Urheberrecht“ des Google Co://laboratory Internet und Gesellschaft moderiert. Parallel dazu hatten wir via Twitter, Facebook und über Mailinglisten dazu eingeladen, als Remote-Teilnehmer auch übers Internet an der Sitzung im betahaus zu partizipieren.
Durch die Unterstützung von David Röthler war es möglich, einen virtuellen Raum mit Adobe Connect einzurichten. David Röthler ist auf dem Gebiet der Live-Interaktionen ein viel gefragter Experte, der europaweit zu diesem Thema Institutionen und Unternehmen berät. David Röther nutzt Adobe Connect sowohl für virtuelle Seminare und Vorlesungen als auch für das virtuelle Begleiten von Konferenzen und Sitzungen, zum Beispiel dem Salzburger Stadtrat. Wir als ikosom werden in Zukunft eng mit ihm zusammenarbeiten und solche Sessions anbieten – mehr dazu bald hier im Blog.
Im Ohu hatten wir das zum ersten Mal ausprobiert – und einige spannende Erfahrungen gemacht:
1) Technik ist nicht alles – aber ohne gute Technik funktioniert es nicht
Wir hatten eine externe Kamera und eine Laptop-Kamera, verschiedene Raummikros, einen schnellen Rechner und eine stabile Internetverbindung. Dennoch war es für die virtuellen Teilnehmer nicht immer möglich zu verstehen, was im Raum gesprochen wird.
Ein mobiles Mikro wäre ideal, das aber bei einer Gruppe von 10-20 persönlich Anwesenden vor Ort einzusetzen, verändert sehr drastisch die Gesprächsatmosphäre vor Ort.
2) … und irgendwann vergisst man die Kameras.
Dem Livestreaming von kleineren Treffen wird oft entgegen gebracht, dass dadurch die realen Teilnehmer vor Ort weniger offen sind, weil sie nicht einschätzen können, wer ihnen noch aus dem Netz zuguckt.
Wir hatten am Anfang die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass die Sitzung ins Netz übertragen wird und auch immer wieder den Adobe Connect Bildschirm auf die Leinwand übertragen.
Trotzdem war die Gesprächsatmosphäre kaum anders als bei vorherigen Ohu-Treffen, d.h. es wurde sehr offen und kontrovers diskutiert. Ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendjemand sich zurückgenommen hat.
Es gibt wahrscheinlich den Punkt, an dem man vergisst, dass eine Kamera noch im Raum ist, wenn man nicht daran erinnert wird.
3) Auch Live Events brauchen ein größeres Team im Hintergrund
Das ganze war im Ohu jetzt sehr improvisiert, weswegen ich die Schwierigkeit hatte, einerseits die Sitzung vor Ort zu moderieren, die Technik zu uberprüfen und Probleme zu lösen (Stichwort: Ton), und den Chat im virtuellen Raum zu moderieren.
Idealerweise betreut ein Team von Personen eine Live-Interaktion:
- einen Technik-Moderator, der sich darum kümmert, dass die Teilnehmer im Netz sprechen und sehen können
- einen Chat-Moderator, der den inhaltlichen Dialog steuert
- einen echten Moderator, der den Dialog vor Ort steuert
- einen Producer, der virtuellen und realen Dialog koordiniert und mit dem technischen Moderator interagiert bei Problemen
4) Frühzeitig anfangen mit der Kommunikation
Adobe Connect bietet den Vorteil, dass man anders als bei Google Hangouts schon im Vorfeld die URL des virtuellen Raums kennt und diese kommunizieren kann. Allerdings ist es wichtig, schon mehrere Tage vor einer Veranstaltung, diese URL zu kommunizieren, damit die virtuellen Teilnehmer den Raum auch schon mal erkunden können.
Die Vorbereitung ist auch wichtig, um Dokumente wie PDFs oder Präsentationen in den virtuellen Raum zu laden, Umfragen und ähnliches zu erstellen und die Kameras und Mikrofone von Referenten zu testen.
5) Das Follow-Up nicht vergessen
Man sollte sich schon im Vorfeld überlegen, ob man die Aufzeichnung benötigt oder nicht – danach ist es zu spät. Wir haben diesmal die Ohu mit Absicht nicht aufgezeichnet, aber sinnvoll wäre es vielleicht für die Dokumenation.
Aber Follow-Up ist auch mehr als die Aufzeichnung – die Ergebnisse der Sitzungen müssen auch nochmal aufgeschrieben und mit der Aufzeichnung in einen Kontext gebracht werden. Der Aufwand sollte nicht vergessen werden.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Livestreamings von Konferenzen und Workshops? Welche Tools nutzen Sie?