Bei US-Crowdfunding-Kampagnen beobachte ich in letzter Zeit immer häufiger, dass sich die Projektmacher in ihrer Vorbereitungsphase vor allem darauf konzentrieren, am ersten Tag möglichst viel Aufmerksamkeit zu generieren. Die ersten E-Mails, Presseberichte oder Blog-Beiträge sind genauestens getimed und das eigene Netzwerk steht auf Abruf bereit. Denn je mehr Buzz ein Projekt generiert, desto interessanter ist es und umso mehr Unterstützer finden den Weg auf die Crowdfunding-Plattform. Ein Tool, mit dem man die Aufmerksamkeit in den ersten Stunden noch gezielter auf sein Projekt lenken kann, ist Thunderclap.it.
Das erste Mal habe auf Indiegogo im Blog-Artikel Tool Time: E-Sources for Crowdfunding Campaigners darüber gelesen. Darin listet die Crowdfunding-Plattform eine Vielzahl nützlicher Helferleins im Crowdfunding-Umfeld auf, Thunderclap.it beschreiben sie folgendermaßen:
Create a thunderclap by having people agree to spread the word about your campaign — after you reach a certain number of people, everyone will simultaneously send out your pre-designated tweet!
Wenn sich also bis zu einem bestimmten Zeitpunkt genügend Menschen auf Thunderclap.it zu einem bestimmten Projekt einfinden, dann wird in deren Namen zeitgleich und automatisch eine zuvor festgelegte Nachricht über deren Facebook- und Twitter-Accounts veröffentlicht. Kurz gesagt, mit Hilfe dieses Tools kannst du dein Crowdfunding-Projekt mit einem Paukenschlag bekannt machen oder es ebenso mit einem Knall beenden.
Thunderclap.it lässt sich aber nicht nur im Rahmen von Crowdfunding-Aktionen einsetzen. Unter anderem wurde das Tool bisher für politische Zwecke (Obama Kampagne), soziale Anliegen (World Humanitarian Day), Produkt-Einführungen (Phonebloks) oder bei der Suche nach vermissten Kinder verwendet. Daneben gibt es zahlreiche andere Nutzungsmöglichkeiten, einige davon sieht man auch im Video auf der Webseite von Thunderclap.it.
Ein Thunderclap-Projekt ist rasch erstellt. Was man dazu braucht, fasse ich hier kurz zusammen:
- Account: Vor der Erstellung muss man zuerst ein Konto eröffnen, wobei eine Anmeldung nur via Facebook, Twitter oder Tumblr möglich ist.
- Titel: Dieser sollte maximal 30 Zeichen lang sein und die Menschen sofort erreichen.
- Nachricht: Der eigentliche „Kerninhalt“, der dann auch auf Facebook und/oder Twitter gepostet wird. Maximale Länge: 139 Zeichen
- Link: Hier kommt z.B. der Link zur Projektseite auf einer Crowdfunding-Plattform rein.
- Bild: Auch die Bereitstellung eines Kampagnenbildes ist vorgesehen. Bild-Größe: 570 x 260 Pixel
- Geschichte: Hier wird kurz die Geschichte hinter dem Projekt erzählt und warum man es unterstützen sollte.
- Unterstützer-Ziel: Je nachdem, wie viele Unterstützer man sich zutraut, kann man hier zwischen 100, 250 und 500 Unterstützer auswählen.
- Zeitpunkt: Über ein Kalender-Tool plant man, zu welchem Zeitpunkt man die gewünschte Unterstützer-Anzahl erreicht haben will und die Nachricht abgesetzt werden soll.
- Zur Person: Auch eine kleine Vorstellung der eigenen Person bzw. des Teams sollte natürlich nicht fehlen.
- E-Mail-Adresse: Die Angabe der E-Mail-Adresse ist insofern wichtig, weil man an diese Adresse die Freischaltung des Thunderclaps erhält. Dauer ca. 1-2 Tage.
- Twitter-Account: Optional kann man sich über die Freischaltung auch via Twitter informieren lassen.
Wie so ein Thunderclap funktioniert, teste ich aktuell im Rahmen der Crowdfunding-Kampagne meiner Schwester: Sie betreibt ein Fair Trade Modelabel, auf Indiegogo sammeln wir Geld zur Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage für ihre Partner-Schneiderei in Nepal. Der Thunderclap sieht in unserem Fall so aus:
Aktuell stehen wir also bei 37 von insgesamt 100 zu erreichenden Unterstützern. Bis Donnerstag haben wir noch Zeit, die restlichen Unterstützer zu sammeln. Erreichen wir diese Mindestanzahl nicht, passiert nichts. Kommen wir aber über diese Marke, dann wird um 11 Uhr automatisch unsere vorgefertigte Nachricht inklusive Link zu Indiegogo auf den Kanälen der teilnehmenden Unterstützer veröffentlicht (siehe Bild oben). Wer es ausprobieren und unser Projekt unterstützen möchte, ist natürlich herzlich eingeladen. Hier der Link zum Thunderclap: SOLiPOWER – Happy End für alle
Spannend finde ich an dem Tool unter anderem, dass man sieht, wie sich die so genannte Social Reach, also die Reichweite der Nachricht in Sozialen Medien mit jedem dazugekommenen Unterstützer erhöht. Mit dem Pro-Account könnte man sogar noch tiefer in die Metrics des Tools eintauchen und sich die Reichweiten der einzelnen Supporter aufgelistet ansehen. Kosten: satte 500 Dollar pro Kampagne! Ob sich das auszahlt, muss man wohl von Fall zu Fall neu entscheiden. Bis dahin kann sich aber langsam an das Tool herantasten und sich an der einen oder anderen Aktion selbst beteiligen. Viel Spaß damit!