Zwei folgendenschwere Trends gibt es in mehreren Sprachversionen der Wikipedia zu beobachten:
- Die Anzahl der Wikipedia-Editoren geht zurück.
- Der Traffic auf Wikipedia geht zurück.
So berichtet es das Blog Wikipediocracy. Gleichzeitig sieht es auch den Verursacher – den Google Knowledge Graph. Wie im obigen Bild ersichtlich, wird bei fast jeder Suchanfrage ein Ausschnitt aus dem entsprechenden Wikipedia-Artikel gezeigt.
Google hopes that the short, visually appealing semantic data that it displays in the Knowledge Graph will be sufficient to answer your immediate needs, thus keeping you on Google and not letting you slip off to another website to learn more about the subject. Google began to roll out Knowledge Graph to English-language search engine users on a staggered basis through mid-2012. Sure enough, by February 2013, the English Wikipedia began to show its page-view decline. With the success of the English-language Knowledge Graph results, Google expanded the feature to other European language search customers in December 2012. And just as predictably, the visitor traffic to those language Wikipedias began to drop in the early to middle months of 2013.
Wikipedia steht damit vor dem gleichen Problem wie die Zeitungsverleger – einerseits sorgt Google via großzügiger Spenden dafür, dass die Wikipedia finanziell sich trägt, gleichzeitig untergräbt sie den weiteren Aufbau der Wikipedia-Community. Im gleichen Dilemma sind die Zeitungsverleger – sie erhalten Traffic via Google, können sich aber trotz Leistungsschutzrechts nicht gegen die Snippets wehren.
Die Wikipedia bzw. die dahinterstehende Wikimedia Foundation müsste eigentlich zwei Dinge tun: von Google kein Geld mehr annehmen und alle Inhalte unter einer Non-Commercial Creative Commons Lizenz stellen. Dann wären aber nicht nur die Google Snippets weg, sondern auch viele andere, die das Wissen der Wikipedia nutzen und darauf Geschäftsmodelle aufgebaut haben.
Was meint ihr – wie sollte Wikipedia reagieren?
Update:
Es gab eine Reihe spannender Kommentare via Twitter. Markus Franz schickte folgenden spannenden Link:
@kasi @joergeisfeld Hier gibt es übrigens eine interessante Diskussion zu den Seitenaufrufen der #Wikipedia: http://t.co/tpHBuWqYni
— Markus Franz (@einfranz) January 11, 2014
Dort heißt es:
Alarmierend in viererlei Hinsicht:
Leute, die bei Google bleiben, sehen keine Spendenaufrufe. Momentan ist das kein Problem, da die Foundation in Geld schwimmt, aber langfristig könnte sich das ändern und dazu führen, dass Wikipedia wieder mehr von Großspendern wie Google finanziert wird. So ja auch in Dirk Frankes Artikel vorhergesagt.
Leute, die bei Google und dergleichen bleiben und Wikipedia gar nicht besuchen, korrigieren keine Tippfehler usw. in Wikipedia. Wenn die Seitenaufrufe für Wikipedia (non-mobile) um 30% fallen, verringern sich auch die Gelegenheiten dafür, dass ein Besucher hier ein Konto registriert und zum Mitarbeiter wird, um 30%. Da sich die Foundation eh schon Sorgen um den Mitarbeiterschwund macht, ist eine solche Entwicklung unter diesem Aspekt wohl kein Grund zum Jubeln.
Sichtbarkeit und Einfluss des Markennamens Wikipedia werden durch eine solche Entwicklung ebenfalls geschwächt. Früher oder später könnte es dazu kommen, dass Wikipedia keine Top-Ten-Website mehr ist, und darauf ist man ja stolz.
Wikipedianer haben sich immer gegen Werbung in Wikipedia gewehrt. Wenn es langfristig dazu kommt, dass immer mehr Wikipedia-Inhalte auf mit Werbung ausgestatteten Google-Seiten und dergleichen gesehen werden, könnten sich die Mitarbeiter eines Tags blöd vorkommen, dass sie im Prinzip umsonst für Google schaffen, während Google Milliarden mit den von ihnen erstellten Inhalten verdient. Andreas JN466 14:51, 9. Jan. 2014 (CET)
Weitere Tweets zu der Debatte:
@kasi NC ist für viele Dinge sinnvoll, aber nicht für die Wikipedia. Das wäre so, als würde man (…) /cc @joergeisfeld
— Markus Franz (@einfranz) January 11, 2014
@kasi (…) Open-Source-Software für die kommerzielle Verwendung in Unternehmen verbieten. /cc @joergeisfeld
— Markus Franz (@einfranz) January 11, 2014
@kasi Nein, aber es liegt bestimmt nicht nur an Google, sondern vielfältige Herausforderungen der Wikipedia-Community…
— Jörg Eisfeld-Reschke (@joergeisfeld) January 11, 2014
@kasi @joergeisfeld @einfranz Es geht ja um eine Verbreitung von Wissen, dann könntet ihr im ikosom Blog schon nichts mehr verwenden!
— Jona Hölderle (@Pluralog) January 11, 2014
@kasi @joergeisfeld @einfranz Zudem ist NC eine schwere juristische Definition. Schon eine Schülerzeitung für 1,50€ kann darunter fallen.
— Jona Hölderle (@Pluralog) January 11, 2014
@kasi und den causalen Zusammenhang nur über eine zeitliche Überschneidung zu gründen, ist vom Grund her schwach. @joergeisfeld @ikosom
— Steffen Peschel (@Steffenster) January 11, 2014